Fragmente verschiedener Farbflächen aus Acrylglas, Hinterlassenschaften unbekannter Herkunft, lagen fremd im Gartenboden. Die Autorin überließ sie nicht dem Müll, sondern säuberte und sicherte sie als Fundstücke. Im spielerischen Tun untersuchte sie diese Farbfunde auf gegenseitige Passgenauigkeiten, legte sie in verschiedenen Kombinationen zusammen und druckte die einzelnen Formen auf Papier. Das ganze Spiel endete damit, dass die Farbfragmente in ihren vorgefundenen Formen zu neuen Objekten zusammengefügt wurden.
Ein Fußboden mit den Überresten einer ursprünglich geometrisch-strengen Zeichnung, die sich längst in grüne, hässlich anzusehende Flecken verwandelt hatte, verlangte nach einer schmuckhaften Intervention. Reflektierende Lamellen auf allen Fenstern hoben das Grün vom Boden und brachten es als Abglanz in die Fenster. Der Blick wurde dadurch vom zerstörten Fußboden weggeführt, hin zu seinen in die Fenster gelenkten, wie kleine Oasen wirkenden Grünschattierungen.
So wie dieses Mittel der Distanzierung es ermöglichte das Grün wieder neu zu sehen, so verliert der ruinöse Fußboden an schrecklicher Hässlichkeit und wird selbst zu einer Art Oase, indem er von bombenzerstörten Häusern flankiert gesehen wird.
Eine mürbe gewordene Betonfläche, wie übriggeblieben aus einer anderen Zeit, zeugt von Zerfall. Von Moosen und Flechten besiedelt, würde die Natur sie irgendwann wieder zurückerobern und sie der Vergessenheit anheimgeben. Ein Riss, der sich durch die ganze Länge der Betonfläche zog, wurde von der Autorin mit einer Kette ausgelegt. Und zwar zum einen mit einer Kette aus roten Stabperlen und zum anderen mit einer feinen Kugelkette.
Unabhängig von der jeweils individuellen Wirkung, haben die Ketten gemeinsam, dass sie mit dem von ihnen nachgezeichnetem Riss und zusammen mit dem auf der Kette reflektierten Licht, eine, den hässlichen Beton transformierende, Verbindung eingehen.
«Zeit, Dauer und Ruhe binden ästhetische Energien, die einfließen in diesen Riss, sodass die Materialien [der Kette] mit ihrer Farbigkeit eine stille Poesie und ein verhaltenes Leuchten entwickeln können, das die karge Nüchternheit und Belanglosigkeit der alten Betonfläche auflöst.» Reiner Nachtwey
Video Dauer: 1'20''
Ein von der Autorin genutzter Atelierraum war mit Betonplatten ausgelegt, deren Fugen sich mit allerhand zu Boden Gefallenem gefüllt hatten. Das nutzte die Autorin für eine Bodenarbeit. Was normalerweise als Abfall entsorgt wird, stellte sie fein säuberlich voneinander getrennt zur Schau.