Elisabeth Holder

Material: Lehre

Der Autorin war es wichtig, den Studieren­den neue Zugangs­wege zu Material zu eröffnen. Entgegen der üblichen Praxis des beherrschen­den Umgangs mit Material – so wie die Studierenden es in ihrer Aus­bildung in einem hand­werk­lich-gestal­terischen Beruf gelernt hatten – sollten sie zu­mindest einmal in ihrem Studium den Unter­schied zwischen einem beherr­schenden und einem dialog­ischen Umgang mit Material erfahren. Dazu gehörten Übungen mit schmuck­fremden Materialien, die es mit allen Sinnen zu er­leben galt. Als Gegen­pol dazu gab es Übungen, die das Machen auf die Spitze trieben. Auch in der freien Natur durch­geführte Seminare waren wesent­licher Bestand­teil der Lehr­strategie. Die ge­wonnen­en Erfahrungen, Erkennt­nisse und Ein­sichten, so die Über­legung, würde die Studierenden sen­si­bi­lisieren für Material als Gegen­über und was es heißt, Material als eben­bürtigen Partner zu haben.

Begegnung mit den Elementen

Die Lehrveranstaltung wurde auf einem Wald­grund­stück durch­geführt. Einfache, von der Autorin angeleitete Übungen sollten den Studierenden unterschied­liche Aspekte der Elemente leib­lich er­fahr­bar machen und sie für Begegnungs­erfahrun­gen sen­sibili­sieren. Für die einzelnen Studierenden ergab sich daraus die Wahl eines ihnen affinen Elements mit einem spezi­fischen Aspekt, der nach Aus­druck ver­lang­te. Im Ergebnis haben alle Teil­nehmer*innen zu einer für ihr An­liegen passenden objekt­haften, bild­haften, installativen oder per­formativen Ausdrucks­form gefunden, die sich deutlich von den sonst üblichen, aus einem künstle­risch-hand­werk­lichen Vers­tändnis heraus ent­wickelten, Arbeiten unterschied.

Material, Lehre, Begegnung mit den Elementen
1 / 4   Luftgewand. Anja Assmann, 2004
Material, Lehre, Begegnung mit den Elementen
2 / 4   Erdhöhle. Gruppenexperiment, 2004
Material, Lehre, Begegnung mit den Elementen
3 / 4   Feuerzauber. Renate Pukis, 2004
Material, Lehre, Begegnung mit den Elementen
4 / 4   Wassermusik. Andreas Lehmann, 2004

Der beherrschende und der dialog­ische Umgang mit Material

Durch Übungen und Experimente sensibilisiert, fanden die Studierenden neue Ansätze für den dialog­ischen Umgang mit Material. An einem Material eigener Wahl vertieften sie diesen neuen Zugang und ver­an­schau­lichten ihn in einem oder mehreren Schmuck­stücken.

«Das Material stößt an seine Grenzen: Neues beginnt dort, wo Zerstörung anfängt» Laura Alvarado
Material: Lehre. Der beherrschende und der dialogische Umgang mit Material
1 / 5   EVA. Materialexperimente, Laura Alvarado, 2009
Walzen, falten und erhitzen brachten das Material an die Grenzen seiner Belastbarkeit. Diese Experimente führten zu einem zwischen Beherrschung und Dialog changierenden Umgang mit dem Material.
Material: Lehre. Der beherrschende und der dialogische Umgang mit Material
2 / 5   EVA. Broschen, Laura Alvarado, 2009
Material: Lehre. Der beherrschende und der dialogische Umgang mit Material
3 / 5   Silikon.Formen. Anne-May Abel, 2009
Die Studentin experimentierte mit Silikon in allen erdenklichen Farben. Von der Fülle vielgestaltiger Formen angeregt schuf sie mit assoziativem Einfühlungsvermögen ihre Silikon-Gestalten.
Material: Lehre. Der beherrschende und der dialogische Umgang mit Material
4 / 5   Silikon.Gestalten. Anne-May Abel, 2009
Material: Lehre. Der beherrschende und der dialogische Umgang mit Material
5 / 5   Silikon.Gestalten. Anne-May Abel, 2009

Stahl: Vom Material zum Objekt

Im Unter­schied zu anderen Lehr­veranstal­tungen war hier das Material vor­gegeben. Stahl sollte in seiner ganzen Viel­falt ent­deckt und die mit jeder Er­scheinungs­form ver­bundenen Qualitäten er­fahren werden. Nur so konnten die Studieren­den zu einer Haltung finden, die es zuließ, anfäng­liche Vor­eingenommen­heit und ein­engen­de Sicht­weisen zu über­winden. Nur so konnte das Material Stahl als Gegen­über angenommen und in einem dialogisch ge­führten, ge­stalte­rischen Prozess als Objekt Aus­druck finden.

 

«Stahl ist hart, schwer, kalt, technisch, störrisch, eigen­sinnig. Positives kommt einem da nicht in den Sinn. ... In der Auseinander­setzung mit dem Material Stahl [aber] entfaltet sich seine unglaubliche Vielseitigkeit.» Eva Hahn
Material: Lehre.  Stahl: Vom Material zum Objekt
1 / 4   Körper aus Stahl. Eva Hahn, 2007
„Körper aus Stahl“ erforscht das Verhalten von gewickelten Stahlstäben wenn sie durch Biegen verformt werden.
Material: Lehre.  Stahl: Vom Material zum Objekt
2 / 4  Körper aus Stahl. Halsschmuck, Eva Hahn, 2007
Material: Lehre.  Stahl: Vom Material zum Objekt
3 / 4   Poesie des Alltags. Wandobjekt, Matthias Grotevent, 2007
Material: Lehre.  Stahl: Vom Material zum Objekt
4 / 4   Poesie des Alltags. Wandobjekt, Detail, Matthias Grotevent, 2007