Das Innere von Gavrinis ist geprägt von einer Fülle von Gravierungen auf fast allen Steinstelen. Sie sind von tiefen, sich konzentrisch ausbreitenden, halbbogenförmigen Linien bedeckt. Sie wurden in Myriaden von punktförmigen Abschlägen als lebendige Spur in den Stein gegraben. In ihren Experimenten hat die Autorin dieses Prinzip der Wiederholung aufgegriffen und dabei erfahren, dass die in ostinatohafter Wiederholung gesetzten Zeichen wie von selbst rhythmisierte, den Gesetzen von Ornament gehorchende Einheiten ergab. In der Übertragung auf Schmuck wurde die beständige Wiederholung als Einschreibung direkt im Material sichtbar.
Viele Steinstelen in dem berühmten neolithischen Monument 'Newgrange' sind mit der Technik des Spitzens* flächendeckend behauen. Die durch viele einzelne Schläge mit einem spitzen härteren Stein entstandenen Vertiefungen liegen wie eine Haut über dem behauenen Stein und tragen zu der körperhaft-organischen Anmutung der senkrecht stehenden Steine bei. Darüber hinaus bewirken Punktierungen dieser und ähnlicher Art den Eindruck von Zartheit.
Ein schweifender Blick geht in die Weite, ein auf den eigenen Standort gerichteter Blick dagegen verengt und konzentriert das Blickfeld. Die neolithischen Hügelgräber von Loughcrew ermöglichen solche Erfahrungen auf vielfältige Weise und sie sind auch den Steinstelen dieser Orte eingeschrieben. In seiner elementarsten Form besteht das Zeichen zur Versinnbildlichung von Konzentration und Weite aus einer punktförmigen Vertiefung im Zentrum eines größeren Kreises. Die getrennte Darstellung wie in Loughcrew besteht aus komplexeren Zeichenkombinationen. Weite wird hier durch einen zentralen Punkt, der von konzentrischen Kreisen umgeben ist, symbolisiert. Sinnbild für Konzentration hingegen ist ein geschlossener Kreis, von dem aus radial gesetzte Strahlen auf den zentralen Punkt weisen.
Diese zusammenfassende Schau ist Resultat vieler Besuche der neolithischen Stätten von Loughcrew. Aus den dabei gemachten Erfahrungen entstanden die hier gezeigten Arbeiten.
Rauten und Dreiecke füllen den Raum zwischen dicht gesetzten Spiralen oder Kreisen wie der prachtvoll behauene Stein von Newgrange in Irland zeigt. Verkörpert von diesem Stein, verweisen die Gravierungen am Eingang auf dessen Thematik der Gravierungen im Inneren. Was es mit dem auf der Ausgrabungsstätte Ness of Brodgar in Orkney gefundenen steinernen Quader genau auf sich hat, muss offen bleiben, da dieser nicht im Originalkontext geborgen werden konnte. Naheliegend ist, dass hier grundlegende Erfahrungen der damaligen Weltanschauung auf hoch abstrakte Weise verdichtet und verkörpert sind.
Auch die gezeigten Schmuckobjekte sind Verkörperungen der Zeichen Spirale, Dreieck und Viereck. Sie ordnen sich ihren Träger*innen nicht unter. Im Gegenteil, sie fordern diese dazu heraus, sich immer wieder neu damit zu befassen. Als Schmuckzeichen sind sie auf die Spitze getriebene Abstraktion.